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WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 22016

Foto: Manuela Müller

Freiwilligendienste

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Als Francis nach dem Abitur vor der Frage „Und nun?“ stand, wusste sie zwar

schon, dass sie in den sozialen Bereich gehen wollte, aber noch nicht, ob es

ein Studium in Richtung Heilpädagogik oder soziale Arbeit werden sollte.

„Ich habe mich bei den Unis informiert und erfahren, dass in jedem Fall Prak­

tika Pflicht sind. Da dachte ich mir, ich kann das auch ein ganzes Jahr machen

und es zur Orientierung nutzen.“ Das CJD schien Francis dabei die perfekte

Einsatzstelle zu sein: „Hier wurden beide Arbeitsbereiche angeboten.“ Sie hat­

te sich zwar nur für ein Praktikum beworben, angeboten wurde ihr dann aber

eine FSJStelle. „Das hat schon Vorteile gegenüber einem Praktikum.“ So be­

kommt sie nun nicht nur ein monatliches Taschengeld, sondern auch Fahrgeld,

freie Verpflegung und spezielle FSJSeminare. „Das CJD arbeitet bundesweit

und ist sehr breit gefächert. Ich selbst bin in Erfurt in der Werkstatt und im

Förderzentrum für körperlich und geistig Beeinträchtigte. Bevor ich den

Vertrag hier unterschreiben durfte, musste ich zwei Tage hospitieren und erst­

mal gucken, ob ich mir die Arbeit hier vorstellen kann. Es war am Anfang etwas

ungewohnt, hat mir aber gleich so viel Spaß gemacht, dass ich auf jeden Fall

bleiben wollte.“

Die Werkstatt ist gleichzeitig Bildungsund Arbeitsstätte.

Das heißt, die Men­

schen erlernen berufliche Tätigkeiten, übernehmen aber auch kleinere Arbei­

ten. Zum Beispiel werden hier die WiYouTüten für die Messen gepackt. „Als

Betreuer muss man dabei die Werkstattarbeit organisieren, also dafür sorgen,

dass genügend Material bereitsteht, jeder eine Aufgabe hat, die er erfüllen

kann, helfen, wenn jemand mal nicht weiter weiß, und am Ende kontrollieren,

ob alles in Ordnung ist.“ Nach zwei Monaten wechselte Francis dann ins

Förderzentrum. „Hier haben wir fünf Gruppen im Haus. Ich bin immer da, wo

gerade Hilfe gebraucht wird, und unterstütze die Betreuer bei ihrer Arbeit.

Wenn die Menschen morgens eintreffen, helfe ich denen, die sich nicht selbst

ausziehen können, und bringe sie in die jeweilige Gruppe. Dort gibt es dann

den Morgenkreis. Danach geht es für alle zum Frühstück und danach ins Bad.

Erwachsene Menschen beim Toilettengang zu unterstützen oder zu waschen

– daran muss man sich gewöhnen, inzwischen ist es für mich aber ganz nor­

mal.“ Francis ist dabei nicht allein und darf auch nicht alles. „Bei manchen

Krankheitsbildern muss man bei den Gelenken zum Beispiel sehr aufpassen,

die Verantwortung können nur die Fachkräfte übernehmen, ebenso bei me­

dizinischen Notfällen, wenn Medikamente verabreicht werden müssen.“

Bis zumMittag läuft dann die sogenannte Hauptförderzeit.

„Es gibt verschie­

dene Förderangebote. Ich bin viel in der werkstattorientierten Gruppe, wo da­

rauf hingearbeitet wird, dass sie mal in die Werkstatt wechseln können.“ Nach

dem Mittag steht noch mal Förderzeit auf dem Plan, aber diesmal individuel­

ler. Außerdem gibt es alle zwei Wochen einen Projekttag, den Francis mitge­

staltet. „Das Schöne hier ist, dass man den Tag miteinander verbringt und viel

Zeit für jeden Einzelnen hat. Man sollte aber auf jeden Fall gut mit Menschen

umgehen können, viel Geduld und Einfühlungsvermögen mitbringen und kei­

ne Berührungsängste haben. Ich habe hier Aufgaben übernommen, die ich

mir früher nicht zugetraut hätte. Dieses FSJ war für mich genau das Richtige.

Ich weiß jetzt auch, was ich studieren möchte: soziale Arbeit.“ (mü)

Francis’ soziales Jahr

Freiwilliges

Soziales

Jahr

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Nicht jeder hat das Glück, sein Leben selbstständig meistern zu können – neben Kindern, Älteren und Kranken brauchen auch Menschen mit körperlichen

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und geistigen Beeinträchtigungen Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags. Diese finden sie zum Beispiel beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland (CJD)

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in Erfurt, wo Francis ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert und dabei nicht nur die Arbeit im sozialpädagogischen Bereich, sondern auch

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sich selbst ein bisschen besser kennenlernt.

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